Frauenbund Bruckmühl: Eine besondere Adventsandacht
Eine stimmungsvolle Adventsandacht gestalteten die Mitglieder des Frauenbunds gemäß ihres Jahresprogramms. In den letzten Monaten hatten zum Bedauern aller mehrere Veranstaltungen wegen der Pandemie nicht stattgefunden. Wie groß der Wunsch war, in der vertrauten Gemeinschaft an einem religiösen Erlebnis teilzunehmen, zeigte die große Zahl der Anwesenden.
Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, wobei allerdings gemäß strenger Einhaltung der Corona-Regeln viel Raum gelassen wurde. Die Vorsitzende Anni Niedermair drückte ihre Freude über das zahlreiche Erscheinen aus. Thema der Andacht war „Die Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma, ein zutiefst berührendes Versepos in bayerischer Mundart. Edeltraud Heinritzi und Lydia Keller trugen abwechselnd vor, Edeltraud Heinritzi die langen Erzählpassagen und Lydia Keller die eingefügten „Gsangl“. Letztere wurden mit Gitarrenmusik musikalisch umrahmt von Eva Bruckner und Martin Prochazka, zwei Mitarbeitern des Volksmusikarchivs. Ludwig Thomas „Heilige Nacht“ wurde im Jahr 1917 veröffentlicht.
Die Geschichte erzählt von der Herbergssuche des Paares Maria und Josef, das verzweifelt und schier am Ende der Kräfte nach einer Unterkunft für die kommende Nacht sucht. Abgewiesen von kaltherzigen, mitleidlosen Bürgern sind die beiden überglücklich und dankbar, endlich in einem Stall Unterschlupf zu finden. Ludwig Thoma hat seine Erzählung in eine tief verschneite bayerische Landschaft gelegt und das gesamte Epos in bayerischer Sprache verfasst. Dabei handelt es sich nicht um das hiesige Bayerisch, sondern um Dialektformen aus verschiedenen Regionen Bayerns, auch Tiroler Ausdrücke befinden sich darunter. Dies stellte hohe Anforderungen an die beiden Vortragenden, die jedoch dieser Aufgabe mehr als gerecht wurden. Mühelos, aber mit innerer Anteilname trugen Edeltraud Heinritzi und Lydia Keller ihre Texte vor und erreichten so die Anwesenden, die am Ende lebhaften Beifall spendeten.
Von all den starken Bildern, die Ludwig Thoma in seiner Weihnachtsgeschichte vermittelt, bleibt wohl eines am lebhaftesten in Erinnerung, nämlich dass der Himmel auf einmal leuchtete wie ein Altar, auf dem der Mesner alle Kerzen angezündet hatte.
Ute Bößwetter