Frauenbund Bruckmühl: Kulturfahrt nach Ingolstadt
Strahlend, sie hat uns schier geblendet, so empfing uns die „Lepanto Monstranz“ zum Einstieg der Führung in der Sakristei der Asamkirche, Maria de Viktoria, in Ingolstadt.
Die Monstranz wurde vom Augsburger Goldschmied Zintl gefertigt zum Dank der Christen über den Sieg der Türken durch Graf v. Tilly in der Seeschlacht bei Lepanto. In Gold und Silber stellt sie den Tilly Sieg mit der goldenen Galeere und den Untergang der Türken in Silber mit zerborstener Galeere dar.
Der Kirchenraum selbst ist eine Hallenkirche; seit 1732 im Ursprung als Versammlungsraum gebaut, deshalb auch einfach in der Häuserreihe stehend ohne Turm. Die Gebrüder Asam, Cosmas Damian und Egid Quirin, erhielten den Auftrag den Raum auszugestalten mit Stuck und Malerei, da er 1807 zur Kirche erhoben wurde. Das Thema war bindend „Maria Verkündigung“, die Umsetzung war frei. In „Illusionsmalerei“ als Fresko gestaltete Cosmas Damian ein Deckengewölbe, darin den Himmel mit Gott Vater, der die Strahlen der Verkündigung zu einem Jüngling schickt von dort gehen sie weiter zu Maria. Die vier Deckenecken sind mit den Erdteilen gestaltet: Afrika, Amerika, Asien und Europa. Einschließlich der Stuckation des Kirchenraumes ist die Kirche ein Juwel reinsten Rokokos.
Wir verlassen dieses Kleinod und machen uns mit der führenden Dame zum weiteren Rundgang durch die barocke Altstadt auf. Das Münster zur „Schönen unserer Lieben Frau“ ist der nächste Punkt. In Backstein gebaut, mit zwei über Eck stehenden Türmen, betreten wir die rein Spätgotische Hallenkirche. Gestiftet wurde die Kirche von Herzog Ludwig dem Gebarteten – die Bauzeit war 100 Jahr von 1425 – 1525. Mächtig steht der grandiose Flügelaltar und füllt den östlichen Kirchenraum. Doppelt zu öffnen sind die Flügel und somit vierseitig gestaltet. Über neunzig Bilder zeigt die Altarvorderseite. Die Rückseite schildert die Disputation Katharinas von Alexandria mit den Gelehrten.
Ingolstadt, die Stadt an der Donau, ehemaliger Herzogssitz, Landesfestung und Universitätsstadt.
Das neue Schloß zeugt von der Zeit der Herzöge, der Festungsring ist Selbstredend und die verschiedenen Schul-, Lern- und Studienbereiche sind Nachfolger der Universitätsstadt v. 1472. Sichtbare Erinnerung ist die Wandmalerei „die Hohe Schule“ das im Ursprung als Pfündnerhaus gebaut war. Der Weg führt uns an der Moritzkirche, der ältesten der Stadt vorbei sowie am Pfeiffturm, dem ehemaligen Wachturm bis zum alten Rathaus. Es ist der Sitz des Bürgermeisters mit Sitzungssaal und Trauraum; die Verwaltung ist im neuen Haus nebenan.
Die Mittagsglocken vom Weissbräuhaus zum Herrnbräu riefen uns mit dem Bayrischen Defiliermarsch, komponiert von Adolf Scherzer, zu Tisch.
Das Abschluss Highligth war das Deutsche Medizinhistorische Museum in der „Alten Anatomie“, und das, im Jubiläumsjahr! 50 Jahre Museum inclusive neuem Anbau seit 2016 und 300 Jahre Alte Anatomie. Prof. Dr. Marion Ruisinger hat die Leitung inne und erhielt vom Förderverein zum Jubiläum eine besondere Kostbarkeit – einen medizinischen Spazierstock – der am Knauf zu öffnen und aus dem Schaft zu ziehen ist, und so medizinische Geräte zu den verschiedensten Einsätzen freigibt. Der Weg durch das Museum führte uns an den verschiedensten Sammlungsobjekten vorbei z.B.: an der Barock Amputationssäge und anderen chirurgischen Instrumenten, einem verstellbaren Eisenkinderkorsett, Instrumenten der Augen-, Hals-, Nasen--, Ohrenheilkunde, vorbei an der Geburtsheilkunde dem Geburtsstuhl aber auch den Geburtszangen, Klistierspritzen zum Einlauf und Messer zum Aderlass, auch an Gebeten zur Unterstützung der Heilkunst, div. Doktorarbeiten aus dem 18. Jh., dem Seziertisch, der im Hörsaal aufgestellt wurde, allerdings nur in den Wintermonaten; dann gab es ein medizinisches Schauspiel für „Jedermann“!
Der Arzneipflanzengarten, hortus medicus – der Gartenarzt - ist gleichsam der Hörsaal im Garten. 1992 zur Landesgartenschau wurde er neu gestaltet. Von Buchsbaumhecken eingefasste Flächen sind in Beete eingeteilt, darauf sind Pflanzen nach Wirkstoffgruppen zusammengefasst. Weiters gibt es den Bereich Duft und Tastgarten mit Hochbeeten und Blindenschrift.
Zeitgleich konnte man noch die Sonderausstellung „Steinreich“ das Schneidhaus der Fugger in Augenschein nehmen.
Das Café „hortus medicus“ lud ein sich in diesem wunderbaren Gartenareal niederzulassen, bei Kaffeé und Kuchen oder einem Sommergetränk den Tag abzuschließen, aber auch noch bei herrlichem Sonnenschein zu Genießen.
Edeltraud Heinritzi