Frauenbund Bruckmühl: Krippenausstellung Nov. 2023
Nach fünf Jahren gab es sozusagen nach getaner Arbeit – des Kranzbindens und Erarbeitens von Gestecken – wieder eine Adventfahrt.
Das war ein großartiger Einstieg in die diesjährige Adventszeit – der Besuch der weltgrößten Krippenausstellung im Nationalmuseum; ein weiteres Highlight in diesem Jahr. 300 Jahre alt sind die ältesten Figuren und sie sind von Max Schmederer angesammelt worden, der sie zu gegebener Zeit dem Nationalmuseum schenkte, dort aufbaute, in Szene setzte und Zeit seines Lebens betreute. Zwei Damen erklärten uns die Schwerpunkte und geleiteten uns durch die Ausstellung. Eine großartige Skulptur nahm uns in Empfang – Maria im Wochenbett – eine strahlende Mutter das Kind im Arm und beide bildhübsch.
„Trösterlein“, hießen die Figürchen, die den Novizinnen mit ins Kloster gegeben wurden; zu ihnen gehörte ein Schrank voller Wechselkleider; später wurden daraus die „Christkindl“. Kasten- und Truhenkrippen hatten ein filigranes, unverrückbares Krippeninnenleben.
Schon stiegen wir ein in das Bayerisch, Tirolerische Krippengeschehen. Die Figuren sind geschnitzt mit Kugelgelenken in Echtstoff gekleidet – die Hirten in der jeweiligen Landestracht, das heißt auch in Lederhosen und Wadlstrümpfen – entsprechend auch die Behausung und Landschaft, natürlich auch Berge und entsprechend winterlich kalt mit Schnee.
Weitere Krippen „führten“ uns nach Italien – hier wurde neben der traditionellen die orientalische Kleidung der Figuren gepflegt. Hochwertige Stoffe wechseln sich ab mit der Tapisserie d. h. dünner Stoff wird in ein Wasser-Leim-Gemisch getaucht, und auf die Figur trapiert, und nach der Trocknung bemalt. Der Korpus ist aus Holzteilen und Drahtgeflecht, die Köpfe sind aus feinster Keramik und wurden in einer Spezialfirma hergestellt und bemalt.
Eine besondere Krippendarstellung zeigt im Vordergrund – Adam und Eva - , dahinter Maria als zweite Eva, die die Sünde auflöste. Die Könige vertreten Europa, Asien und Afrika mit den verschiedenen Bartlängen – lang ist alt, mittel entsprechend und kurz oder ohne ist jung. Natürlich mit Gold Weihrauch und Myrrhe, damit ehrte man in der Frühzeit eben Könige. Die unterschiedlichen Bartlängen fanden wir auch bei den Joseffiguren und eine war tatsächlich ohne Bart.
Eine weitere Darstellung hebt sich von den anderen Krippen ab, die „Heilige Nacht“. Es ist Nacht mit einem kolossalen Sternenhimmel, das Wunder findet in einer Ruine statt, grandios ausgeleuchtet mit ausschließlich anbetenden erwachsenen Engeln.
Einzigartig dürfte auch die Darstellung der Flucht nach Ägypten sein, die mit der Bootsfahrt über den Nil statt findet und all das Getier zeigt, das man eben in dem fremden Land üblich ist. Von 1959 ist das Szenenbild grandios von Döderlein konzipiert, der uns mit dem spiegelnden Wasser in die Tiefe schauen ließ.
Die gewaltige Neapolitanische Krippe fesselte unsere Blicke, sie ist aus dem Königshaus Karl III. König beider Sizilien. Detailgetreu bis ins Kleinste ist die Straßenszene gestaltet: der Schlachter mit den Tierteilen, der Käsverkäufer, Fischhändler, die Frau mit dem Korb voller Eier, die Frauen, die Obst und Gemüse aufgerichtet haben und die Taverne, die den Rotnasigen Männern Schatten und Wein unter dem Weinlaubendach bietet inclusive der Frau, die ihren Mann abholen möchte. Die Bekleidung ließ der König in einer speziellen Stoffmanufaktur herstellen. Desgleichen findet man im nächsten Schaukasten mit der Heiligen Familie den Hirten und Königen mit dem Blick auf das Meer und dem Vesuv.
„Unser Geheimrat Goethe“ beschrieb schon in seinem Reisebericht über Italien die Besonderheit: Die privaten Neapolitaner bauten ihre Krippen auf die flachen Dächer ihrer Häuser immer mit dem Blick auf das Meer und dem Vesuv sowie zur Schau für die Nachbarn.
Auf dem Weg zum Ausgang nahmen wir in den Augenwinkeln noch Papier- und Rundkrippe sowie die den Kindermord von Bethlehem war. Im Abschluss hielt uns die Krippe Anbetung der Könige im Marmorpalast zunächst durch ihr Blenden gefangen; dann aber durch die Pracht von Gold und Silber, Edelsteinen, Korallengefäßen, die Bekleidung aus reinster Seide, die nichts überbieten konnte sie tat schier den Augen weh.
Aber vielleicht ein Kontra aus unserem Geist und Herzen:
„Eine junge Frau mit ihrem jungen Mann sind unterwegs finden Zuflucht in einer Höhle und dort kommt das Kind zur Welt, das Kind, das die Welt verändern wird!“
Der Besuch des Museum Cafés rundete den Nachmittag ab, mit der Verkostung der verschieden angebotenen Köstlichkeiten und stärkte uns für die Heimfahrt, durch die jetzt tief verschneite Heimat.
Edeltrad Heinritzi